Markus Babbel spitzte den Mund, was sonst gar nicht seine Art ist, und for­mu­lierte einen Satz voller Über­schwang: Änis war in der ersten Halb­zeit sen­sa­tio­nell“, sagte der Trainer von Hertha BSC nach dem sou­ve­ränen 3:0‑Sieg über den 1. FC Köln. Babbel schwankte zwi­schen Freude und Erleich­te­rung. Selten hatte seine Mann­schaft ein so domi­nantes Spiel vor eigenem Anhang abge­lie­fert. End­lich haben wir mal das umge­setzt, was wir uns vor­ge­nommen hatten“, sagte Babbel.

Inner­halb von 20 Minuten schossen der zwei­fache Tor­schütze Pierre-Michel Lasogga und Raf­fael die Ber­liner unein­holbar in Front. Die zweite Halb­zeit wurde rou­ti­niert ver­waltet.

Babbel gab seiner Mann­schaft zwei­ein­halb Tage frei, er war überaus zufrieden mit ihr, wohl­wis­send, dass er plötz­lich ganz neue per­so­nelle Optionen für die Offen­sive hat. Wir sind ein Stück unbe­re­chen­barer geworden“, sagte Babbel.

Ben-Hatira: Im Stile eines Franck Ribéry

Ange­spro­chen fühlen durfte sich in erster Linie der 23 Jahre alte Änis Ben-Hatira, der beide Tore Lasoggas gekonnt vor­be­reitet hatte. Änis hat heute her­vor­ra­gend ver­standen, die Eins-zu-eins-Situa­tionen für sich zu nutzen und dann auch noch das Auge für den Mit­spieler zu behalten“, sagte Babbel. Und auch der Tor­schütze bedenkte sich. Ich bin ihm ein­fach nur dankbar, dass er mir die Bälle zweimal so exzel­lent auf­ge­legt hat“, sagte Lasogga über Ben-Hatira. Den hatte Hertha erst im August, kurz vor Trans­fer­schluss vom Ham­burger SV geholt. Babbel bot den Deutsch-Tune­sier für den gesperrten Adrian Ramos im linken Mit­tel­feld auf. Ben-Hatira nutze die kaum vor­han­dene Gegen­wehr der Kölner in Person des Bra­si­lia­ners And­re­zinho und inter­pre­tierte seine Rolle im Stile eines Ribéry als echter Links­außen.

Das Ber­liner Publikum nahm den flinken und lust­voll auf­spie­lenden Ben-Hatira gebüh­rend auf. End­lich war da einer, der nicht gehemmt wirkte, wie so man­cher Her­thaner in den zurück­lie­genden Sai­son­heim­spielen. Es war erfri­schend, was der junge Mann gegen Köln so alles anstellte. Ich hätte gern noch das Tor gemacht, aber jetzt bin ich erst einmal über­glück­lich“, sagte der Umju­belte.

Änis Ben-Hatira ist so etwas wie ein ver­lo­rener Sohn Ber­lins. Hier wurde er geboren, hier kickte er zwi­schen 1995 und 2003 für Her­thas Nach­wuchs­mann­schaften. Unter anderen an der Seite von Patrick Ebert und den Boateng-Brü­dern bis seine Kar­riere irgendwie ins Sto­cken geriet. Ben-Hatira wech­selte 2003 zu Tennis Borussia, 2006 lan­dete er beim HSV. Dort schaffte er nie den Durch­bruch in der Bun­des­li­ga­mann­schaft, wes­halb er mehr­mals an den MSV Duis­burg aus­ge­liehen wurde. Nun hat ihn Hertha zurück­ge­holt. Wir haben ihn nicht geholt, weil er ein netter Kerl ist oder eine Hertha-Ver­gan­gen­heit hat“, sagte Babbel und ver­wies noch einmal auf Ben-Hatiras Dynamik und Drib­bel­künste.

Gegen den FC Bayern um eine inter­es­sante Option rei­cher

Man sieht ja jeden Tag im Trai­ning, was er für Fähig­keiten besitzt“, sagte Mit­tel­feld­spieler Andreas Ottl. Der frü­here Münchner Profi freute sich über die neuen Optionen, die dem Trainer erwachsen sind. Nicht allen war Ben-Hatiras Transfer ein­leuch­tend erschienen, schließ­lich ist die Kon­kur­renz spe­ziell im offen­siven Mit­tel­feld bei den Ber­li­nern nicht gerade klein. Spe­ziell für die linke Bahn stehen hier auch Tunay Torun, Nikita Ruka­vytsya und eben Adrian Ramos zur Ver­fü­gung. Änis Ben-Hatira dürfte sich mit seinem Auf­tritt gegen Köln einen Vor­teil ver­schafft haben.

Aber was heißt das schon, wenn man in knapp zwei Wochen zum FC Bayern muss? Dort spielt kein And­re­zinho, der einen schwa­chen Tag erwischt hatte und zum Spiel­ball Ben-Hatiras geworden war. Das soll die Leis­tung des Ber­li­ners nicht schmä­lern, son­dern ein­ordnen. In Mün­chen würde er in Raf­inha auf einen Bra­si­lianer anderen For­mats treffen. Ich denke, wir haben einen sehr aus­ge­gli­chenen Kader. Und das ist gut so“, sagte der ehe­ma­lige Bayern-Profi Ottl. Auch Markus Babbel hat eine Münchner Ver­gan­gen­heit. Wie ich unseren Trainer kenne, wird er uns ganz intensiv auf die Bayern ein­stellen“, sagte Ottl. Um eine inter­es­sante Option ist er ja nun rei­cher.

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